FILM STILLs eine Reise zum Kino
A photographic portrait of the various movie theatres of Berlin during the first Lockdown 2020. Swiss photographer Beat Presser and sculptor Danit invite you to a journey to the film metropolis.
FILM STILLS DAS DREHBUCH
Szene 01. Die Idee. Die Bildhauerin.
In einem Berliner Fotostudio, unweit dem Kino International, sinniert der Fotograf über die erste Kinoaufführung der Gebrüder Max und Eugen Skladanowsky. Im Wintergarten an der Friedrichstraße am 1. November 1895. Da stürmt eine bunt gekleidete Bildhauerin mit rotem wilden Haar in den Raum.
»Du, lass uns die gesamte Kinolandschaft Berlins portraitieren! Fotografisch diesen Moment Zeit- und Kinogeschichte einfangen; weil, wir erleben eine ausserordentliche Situation. Alles ist geschlossen und niemand getraut sich aus dem Haus. Hast Du eigentlich ein Fahrrad?«
Scene 01. The idea. The photographer and the sculptor. A photo studio in Berlin. The photographer reads a book about the first moving picture show by the brothers Max and Eugen Skladanowsky in the Wintergarten on Friedrichstrasse on November 1st, 1895 in Berlin. That very moment a colorfully dressed sculptor with wild red hair bursts into the room. “Let us portray all movie theatres of Berlin! We should capture this moment in time and in cinema history; because it is an extraordinary and unique situation. Everything is closed and nobody dares to leave their house. Say, do you have a bicycle?”
Szene 02. Was vorher geschah.
Im Sommer 2019 in der Akademie der Schönen Künste in München die Ausstellung «Aufbruch ins Jetzt». Im Frühjahr 2020 die Ausstellung «Aufbruch und Umbruch» in Berlin. Gezeigt wird der Neue Deutsche Film in Fotografien, Kurzfilmen und Interviews des Schweizer Fotografen Beat Presser. Im Willy Brandt Haus, Goethe Institut und der Galerie Johanna Breede. Bereits in einem Monat besuchten die Ausstellung im Willy Brandt Haus 5.200 Interessierte. Dann kam Freitag der Dreizehnte.
Der Fotograf saß nachdenklich und etwas verloren auf gepackten Koffern in der Wohnung seines Freundes Max-Eugen. Gerade zurück von einem Interview mit dem Radiosender RBB. Seit drei Tagen Lockdown. Alles zu! Alle vier Ausstellungen abgebaut, um 14h30 der Zug in die Schweiz. Im Radio die folgende Meldung: „Der Schweizer Bundesrat erwägt, alle Schweizer müssten zuhause in Quarantäne bleiben, die ein gewisses Alter überschritten haben. In dem Moment betrat die Bildhauerin Danit die Szene: „Stell Dir vor, sogar die Ausstellung im Herbst ist schon abgesagt. Das ist vielleicht crazy!“
Scene 02. What happened before. Summer 2019: The exhibition “Aufbruch ins Jetzt” was shown at the Academy of Fine Arts in Munich. Spring 2020 “Aufbruch und Umbruch” a few months later in Berlin . On display in both cities were photographs, short films and interviews by Swiss photographer Beat Presser on the protagonists of the New German Cinema. In Berlin the work was presented at the following venues: Willy Brandt House, Goethe Institute, Bundesplatz Kino and the Johanna Breede Gallery. In only one month, the exhibition at Willy Brandt Haus alone attracted 5,200 visitors. On March Friday13th all cultural activities all over Europe had to come to an end due to a worrisome virus. The photographer sat thoughtful on packed suitcases in the apartment of his friend Max-Eugen. Just back from an interview with RBB, the Berlin Radio Station. Lockdown since three days. Everything closed! All four exhibitions dismantled, the train back to Switzerland at 14h30. On the radio the following news: “The Swiss Federal Council is considering that all Swiss over a certain age will have to stay at home in quarantine. For “security”. At that moment the sculptor Danit entered the scene: “Imagine, even all my exhibitions in autumn are already canceled. That’s crazy!”
Szene 03. Bundesplatz-Kino.
Vor und im Kino viele Besucher. Alle wollen Hanna Schygulla, den internationalen Star, treffen. Die Türe zum Vorführraum ist geschlossen, niemand darf hinein. Im Kino wird Hanna Schygulla geschminkt, interviewt und gefilmt. Nach der Einführung von dem Filmhistoriker Hans Helmut Prinzler – er hat auch die Einführung zu den beiden Büchern „Aufbruch ins Jetzt“ und „Film Stills geschrieben – , folgen Filme von Hanna Schygulla. Abgerundet wird der Nachmittag mit einem Gespräch zwischen ihr und Volker Schlöndorff.
Zu den drei Ausstellungen findet im Bundesplatz-Kino eine Hommage an den Neuen Deutschen Film statt. Eingeladen zu der Filmreihe, die jeweils am Sonntagnachmittag stattfindet, sind am Eröffnungssonntag Hanna Schygulla, Hans-Helmut Prinzler und Volker Schlöndorff. Im Wochenrhythmus folgen Michael Verhoeven mit seinem Film „Mutters Courage“, Tilo Prückner mit „Der Willy-Busch-Report“ und die Kostümbildnerin Gisela Storch und der Ausstatter Uli Bergfelder. Sie berichten über ihre Zusammenarbeit mit Werner Herzog und zeigen Herzogs Film „Nosferatu“ Die weiteren Vorführungen mit Peter Fleischmann, Joachim von Vietinghoff und Eva Mattes kommen nicht zustande. Ein zwei Nanometer grosses Virus bereitet den gemütlichen, stets ausverkauften Vorführungen ein jähes Ende. Der geplante Film für die kommende Woche von Peter Fleischmann „Das Unheil“ kommt nicht mehr zur Aufführung. Nomen est Omen.
Scene 03. Bundesplatz Cinema. One of the four venues. In front of and inside the cinema many visitors. Everyone wants to meet Hanna Schygulla, the international star. The door to the projection room is closed, no one is allowed to enter. Inside the cinema, Hanna Schygulla is being made up, interviewed and filmed. After the introduction by film historian Hans Helmut Prinzler – who also wrote the introduction to the two books “Aufbruch ins Jetzt” and “Film Stills” – films by Hanna Schygulla are shown. The afternoon ends with a conversation between Hanna Schygulla and Oscar prize winner Volker Schlöndorff. The exhibition “Aufbruch und Umbruch” was supported by a tribute to the New German Cinema at the Bundesplatz Kino. Among the guests invited were Michael Verhoeven with his film “Mutters Courage,” Tilo Prückner with “Der Willy-Busch-Report,” costume designer Gisela Storch and set designer Uli Bergfelder. They reported on their collaboration with Werner Herzog and showed Herzogs’ film “Nosferatu”. The other planned screenings with Peter Fleischmann, Joachim von Vietinghoff and Eva Mattes could not take place. Covid puts an abrupt end for long time to all our activities.
Szene 04. Nach dem Unheil. Das Fahrrad und die Reise zum Kino.
Ein klappriges Männerfahrrad und ein Hollandrad. Eisige Kälte, ein sibirischer Wind. Alle Restaurants, Cafés und alles andere geschlossen. Zwei vermummte Gestalten ausgerüstet mit je einer Leica machen sich auf den Weg.
„Zuerst Charlottenburg, Zoo Palast, dann zum Delphi.“ Mit Notizzettel, Kompass, Stadtplan und einer Idee im Kopf fährt Danit los. Gefolgt von dem Fotografen, der noch nicht überzeugt ist von dem Vorhaben und meint: „100 Kinos portraitieren, kreuz und quer durch ganz Berlin, bist Du Dir sicher?“ „Es sind 77!“ antwortet die Bildhauerin von Fahrrad zum Velo. Ein paar Stunden später sind die ersten Bilder im Kasten und jetzt hat auch der Fotograf Feuer gefangen!
Scene 04. After all was shot down. The bicycle and the trip to the movie theatres. Icy cold. A Siberian wind. All restaurants, cafes and everything else closed. Two bicycles and two Leicas.Starting at the Charlottenburg district, Zoo Palast, then to the Delphi. With a scratchpad, compass, city map and with an idea in mind, Danit sets off. Followed by the photographer, not at all convinced by capturing all cinemas in town, who asks: “Portraying 100 cinemas, crisscrossing all of Berlin, are you sure?” “Only 77!” answers Danit the sculptor. A few hours later, the first pictures are taken and now the photographer has also caught fire.
Szene 5. Hackesche Höfe und nur ein Stehplatz im Café.
Leer sind Häuser und Plätze. Hinterhöfe, sonst immer gefüllt mit Besuchern sind verwaist. Doch ein Café trotzt der Kälte und Einsamkeit. Es bietet warme Finger. Hilfesuchend umschließen sie den Rand von Pappbechern.
Der Blick des Fotografen wandert die Fassade hinauf. Das Kino beginnt weit oben und ist gut versteckt. Mit seiner Kamera ist er den ganzen Weg nach oben gestiegen. Die Außenfassade hoch. Die Bildhauerin steht am Eingang vom Café und hält ihren Cafébecher. Kurz blickt sie zum Fotografen und geht dann wieder hinein, in den scheinbar wärmsten Ort der Stadt. Es gibt Kekse. Der Fotograf arbeitet konzentriert weiter. Jetzt Ganz allein. In eisiger Kälte.
Interlude.
Am Mittwoch, den 8. April 2020 muss eine Skulptur von Danit von A. nach B. transportiert werden. Die Stadt Berlin wirkt einsam und verlassen. Und gespenstisch noch dazu. Wo sind sie alle hin, die Leute, ohne Rast und Ruh? On Wednesday, April 8, 2020, a sculpture by Danit has to be transported by car. The city of Berlin deserted, like a ghost town. Where have they all gone, all these people, those who are constantly on the run?
Szene 06. Eine Buchidee. Das Layout und die Reise nach Leipzig.
Ein riesiger Holztisch. Berge von Entwürfen, Papier, Scheren, Lineale, Monitore, Rechenschieber, Fotografien, eine Reprokamera, Kontaktkopien der fotografierten Gebäude, Notizbücher, Blei- und Farbstifte, eine grosse Berlinkarte, diverse Detailkarten der Stadt, mehrere Stapel Kino- und Filmbücher und Unmengen von Popcorn.
Vom 26. März bis zum 27. April auf dem Fahrrad, an der frischen Luft. Vom eiskalten Winter bis zu frühlingshaftem Wetter. 1000 km sind zurückgelegt und 4376 Fotografien liegen vor. Sechs Wochen nach der ersten Fotosession am Zoopalast ist ein provisorisches Layout angelegt und eine Präsentation für Computer und Beamer fertiggestellt. Ausdrucke sind nicht möglich. Alle Geschäfte nach wie vor geschlossen, auch Copy Shops. Die ersten, die das Layout zu sehen bekommen ist das Schweizer Botschafter Ehepaar Colette und Paul Seger. Sie sind begeistert, so dass die Botschaft das Projekt mit einer Bestellung von 100 Exemplaren für VIPs und Kulturschaffende unterstützen möchte. Ein gutes Omen! Mitte Mai sind die Grenzen zum Nachbarbundesland wieder offen. Die Bildhauerin und der Fotograf fahren nach Leipzig zum Verlag Zweitausendeins um das Projekt vorzustellen. Peter Deisinger, der Verleger kennt das Projekt noch nicht und hat keine Ahnung, was da auf ihn zukommt.
Scene 06: A book idea. The layout and the trip to Leipzig. On the table: drafts, paper, scissors, rulers, monitors, slide rules, photographs, a repro camera, contact copies of the photographed buildings, notebooks, colored pencils, a large map of Berlin, various detailed maps of the city, several stacks of books about film and vast quantities of popcorn. From March 26th to April 27th on the road. From freezing winter to spring-like weather. 1000 km have been covered and 4376 photographs taken. Six weeks after the first photo session at the Zoo Palast, a provisional layout has been created and a presentation for computer and beamer has been completed – but no printouts. All stores still closed, including copy shops. The first to see the layout are Swiss ambassador Paul Seger and his wife Colette. They are very enthusiastic and the embassy wants to support the project with an order of 100 copies. A good omen! In mid-May, the borders to the neighboring federal state are open again. The sculptor and the photographer travel to Leipzig to meet with Peter Deisinger the publisher of Zweitausendeins to present the project.
Szene 07. Besuch beim Verlag Zweitausendeins in Leipzig.
Noch immer herrscht Stille im Land. Angst geht um. Man solle keine Oberflächen berühren, Abstand halten, die Hände desinfizieren und waschen so oft und wann immer es geht. Jeden Tag neue Warnungen, Informationen und Hiobsbotschaften.
Das Treffen findet in einer äusserst entspannten Atmosphäre statt. Peter Deisinger und Beat Presser kennen sich, sie haben mit Vor der Klappe ist Chaos bereits ein erfolgreiches Buch über den Neuen Deutschen Film veröffentlicht. Jetzt drehen sich die Gespräche um die Berliner Kinos im Lockdown und die Präsentation der Fotografien findet auf einem großen Bildschirm statt. Es braucht nicht viel Überzeugungskraft; Idee und Produkt gefallen. Was folgt sind Details. Der Titel des Buches will gefunden sein. Es soll klein und handlich sein, in jede Tasche passen, um so beim Kinobesuch dabei sein zu können. Mit Adressen und Angaben zu den Kinos. Mit Kartenmaterial. Erschwinglich im Preis und zweisprachig. Danit legt ihre ersten Textentwürfe vor und freut sich in Bibliotheken zu recherchieren und Zitate aus der Filmgeschichte für das Buch zusammenzutragen. Erscheinungsdatum soll die Berlinale 2021 sein. Als weiteres Präsentationsdatum ist die Buchmesse im März 2021 in Leipzig vorgesehen. Alle sind begeistert. Was für ein schöner Ausflug und gute Aussichten, inmitten einer Pandemie.
Scene 07: A visit to the publishing house Zweitausendeins in Leipzig. Every day new warnings, new information and bad news. People are advised not to touch any surfaces, wear a mask, keep distance, disinfect their hands and wash them as often and whenever possible. Peter Deisinger and Beat Presser know each other; they have already published a successful book on the New German Cinema, “Vor der Klappe ist Chaos”. Now the conversation revolves around the Berlin cinemas in Lockdown and the presentation of the photographs takes place on a large screen. The idea and product appeal to Peter. Now the title of the book has to be found. The book should be small and handy, fit into any pocket, ready to go anywhere. With maps, addresses and information about all the different movie houses. Affordable in price and bilingual. Danit presents her first drafts of the text and is looking forward to her research in libraries where she will be collecting quotes from film history. The book launch is supposed to take place at the Berlinale 2021. Another presentation at the book fair in Leipzig, March 2021. How exciting, what promising perspectives! That day none of us expected that those events would not take place.
Szene 08. Die Zitate
Noch gibt es viel zu tun. Fotos in die richtige Reihenfolge bringen. Schrift und Schriftgröße bestimmen. Das Cover und das Backcover will entworfen werden. Die Zitate müssen gefunden werden. In Englisch und Deutsch. Jeder Stadtbezirk soll eine Karte bekommen mit Angaben zur Anzahl der Leinwände pro Kino und wann die jeweiligen Lichtspielhäuser eröffnet wurden. Zudem braucht es eine Bibliografie. Und ein Vorwort!
«Das wird nicht ganz einfach» meint der Fotograf, mit den Bewegungseinschränkungen und so! «Wird schon werden» entgegnet die Bildhauerin und macht einen ersten Termin in der Bibliothek der Deutschen Kinemathek und erzählt dort kurz von dem Vorhaben. Und ist herzlich willkommen. Ein großer Stapel Bücher mit Artikeln, Zitaten, Begebenheiten, Geschichten liegt auf dem Tisch. Hinter Plexiglas, allerlei Schutzvorkehrungen und einer auf eine halbe Stunde beschränkte Besucherzeit. Beim Verlassen des Hauses, mit Büchern bepackt, kommt ihr eine Idee; ein Geistesblitz!
cene 08. The quotes. Still a lot to do. Putting photos in the right order. Choose font and font size. Cover and backcover need to be designed, quotes to be found. A foreword and a bibliography! All in German and English. And a map of each district of Berlin with information about the number of screens per cinema and what year they were inaugurated. “With all these restrictions, it’s not going to be easy,” says the photographer. “It will be fine,” the sculptor replies and makes an initial appointment at the library of the Deutsche Kinemathek. A large stack of books and journals containing articles, quotations, stories lie on the table. Behind Plexiglas, all kinds of precautions and a visitor time limited to half an hour. On leaving the house, packed with books, Danit gets a sudden inspiration!
Szene 09. Vorwort, Übersetzung, Endfertigung und der Buchtitel.
Während dem sich die Bildhauerin Danit um Zitate kümmert und sich Bücher bei ihr türmen, sind die Buchläden und Antiquariate wieder geöffnet. Dies ermöglicht einen weiteren Zuwachs an interessanten Material, auf Deutsch und Englisch, auf was seit hundert Jahren über Kino gedacht und geschrieben wurde. Die Aufgabe von Danit ist zeitraubend und spannend. Die Resultate bestechend.
In der Zwischenzeit nimmt der Fotograf mit dem Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler Kontakt auf und fragt ob dieser bereit wäre, das Vorwort zum Buch zu schreiben. Man trifft und bespricht den möglichen Text. Die beiden kennen sich seit Beginn 2000. Damals war Prinzler Direktor der Deutschen Kinemathek und schrieb einen Artikel für Beat Presser’s Buch Werner Herzog. Zwei Jahrzehnte später den bemerkenswerten Artikel Was damals geschah für das Buch Aufbruch ins Jetzt – der Neue Deutsche Film (Gespräche – Beat Presser) erschienen in der edition achsensprung von Vera Pechel. Dann telefoniert der Fotograf mit Doris Jüngling und John Bradshaw in London und fragt, ob die beiden bereit wären, die Übersetzungen zu übernehmen.
Im Anschluss fährt Beat Presser wieder in die Schweiz und gemeinsam mit der Graphik-Designerin Vera Pechel macht man sich an die Endfertigung des Buches – immer im Verbund mit Danit in Berlin, die täglich den Inhalt mit neuen Zitaten anreichert und dem Verlag in Leipzig. Die Endfertigung eines Buches ist eine delikate Angelegenheit, die viel graphisches Geschick und Feingefühl verlangt. Buchtitel, Umschlag, Schriftgröße, Abstände, Umwandlung der Fotografien von RGB in CMYK, Farbabgleich, Erstellen des Impressums, Absprache mit dem Drucker und dem Verleger, Alles und Vieles muss optimal aufeinander abgestimmt sein. Film Stills ist ein doppeldeutiger und zutreffender Titel. Film Stills sind Szenenfotos von Filmsets, also stehende Bilder (Standfotos) von bewegten Filmsequenzen. Gleichzeitig aber auch Momentaufnahme einer stillgelegten Filmindustrie und brachliegenden Kinobranche.
Scene 09. Preface, translation, finishing touch and the book title. Film Stills has a double meaning and is an appropriate title for the book. Film Stills are stills from film sets, still images of moving film sequences. For us it signifies that Films and Cinema had come to a complete stand still. While sculptor Danit is busy with quotes and books piling up at her place, bookstores and antiquarian bookshops are open again. This allows further research in German and English, on what has been thought and written about cinema for a good hundred years. In the meantime, the photographer gets in touch with film historian Hans Helmut Prinzler and asks whether he would be willing to write the foreword for the book and Doris Jüngling and John Bradshaw in London for translating the text of the book. Beat Presser returns to Switzerland and together with book and graphic designer Vera Pechel, they finalize the book, in conjunction with Danit in Berlin and the publisher in Leipzig. The finishing of a book is a delicate matter that requires a lot of graphic skills and sensitivity. Book title, cover, font size, spacing, conversion of the photographs from RGB to CMYK, color matching, articulation of the imprint, consultation with the printer and the publisher, everything must be perfectly coordinated in order to get a proper result.
Szene 10. Geistesblitz.
Was folgt ist ein langer Winter. Er zieht sich hin, zerrt an den Nerven und ist geprägt von weiteren Einschränkungen. Die Kultur scheint völlig von der Bildfläche verschwunden zu sein und erstarrt in der winterlichen Kälte. Ohne jegliche Perspektiven. Ganz schlimm geht es den Kinos, Theatern und den Museen, und vor allem auch den Kulturschaffenden. Eine Öffnung der Kulturstätten steht außer Diskussion, schlimmer noch, wird nicht mal angedacht und scheint völlig weggesperrt. Als ob zwischen Systemrelevanz und Kultur keine Verbindung bestünde.
Aber mancher Geistesblitz ist aus einer Extremsituation geboren! Das Buch, einmal auf dem Markt, alleine genügt nicht, um auf die Bedeutung der Kultur und auch die Misere aufmerksam zu machen, die sich für die Kinos wegen den Lockdowns ergeben hat, denkt sich Danit. Sie greift zum Telefonhörer und spricht mit jedem Kinobetreiber der zu sprechen ist und berichtet von Vorhaben Film Stills, von möglichen Ausstellungen in den Kinos selber und einer geplanten Plakatserie. Im Aushang von jedem Kino sollen Plakate hängen, Plakate die noch einmal entworfen sind. Trotz einer vorerst nur wagen Ideenskizze sind die Kinobetreiber von der Idee angetan und die Vorschläge fallen auf fruchtbaren Boden. Jetzt fehlt nur noch ein geeigneter zentraler Ausstellungsort! Zudem hat der Fotograf noch keine Ahnung was zeitnah auf ihn zukommt: Plakatentwürfe noch und nöcher!
Scene 10: Flash of inspiration. What follows is a long winter that drags on, tugs at the nerves and is marked by further health restrictions. Culture seems to have disappeared completely from the scene and freezes in the winter cold, without any perspective. Cinemas, theaters, museums and creative artists are very badly hit. Opening up cultural venues at present is out of the question; worse still, it is not even considered for a long time. As if culture had no more value. But often a flash of inspiration is born under an extreme situation! The book Film Stills, once on the market, is not enough to draw attention to the importance of culture and also the plight that has arisen for cinemas because of the lockdowns. Danit picks up the phone and speaks to every cinema operator she can, talking about her idea for possible exhibitions in the movie theatres. In order to promote the project she suggests a series of posters for the theatres to put on display. The idea falls on fertile ground. Now only a suitable central exhibition place has to be found.
Szene 11. Das Plakat
Es schneit, ist kalt und der Fotograf beisst sich die Zähne aus an den Plakatentwürfen. Immer wieder entsteht Neues und wird wieder verworfen. Die Fotografien der Kinos beliebig in verschiedenen Grössen auf dem Papier verteilt funktioniert nicht. Auch die Idee mit den Filmstreifen, horizontal und vertikal, ist nicht wirklich zufriedenstellend. Dann, mit einmal ein weiterer Geistesblitz. Die Streifen dürfen nicht statisch wirken, sie müssen schräg und immer wieder anders ins Bild gerückt sein! Und ein paar Elemente müssen hinzugefügt sein. Mit einem Mal stimmt der Entwurf. Von einer Minute auf die nächste.
Im Frühjahr 2021 ist der Fotograf zurück aus der Schweiz. Mehrfach getestet und nach der obligatorischen Quarantäne. Jetzt legen die beiden wieder los. Alle Kinos in Berlin und Potsdam, die Plakate in ihrem Aushang aufhängen wollen, sollen Plakate geliefert bekommen. So die Idee. Ein logistisches kleines Meisterwerk, denn nicht alle Kinos wollen mit diesen oder jenen auf dem gleichen Plakat erscheinen. Aber Danit macht’s möglich. Spricht und verhandelt mit Allen. Kontaktiert den Drucker, organisiert Termine, während Beat Presser acht verschiedene Plakate entwirft. Drei Wochen später sind die Plakate gedruckt und ausgeliefert. Wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Ein Kraftakt sondergleichen. Ermöglicht auch dank einem Druckkostenbeitrag der Schweizer Botschaft in Berlin.
Scene 11: The poster It’s snowing, it’s cold, and the posters are in the making. In spring 2021, the photographer is back from Switzerland. Tested several times and after the obligatory quarantine. Now Beat Presser and Danit are getting started again. All cinemas in Berlin and Potsdam are supplied with posters. Another tour de force. Made possible also thanks to a contribution to the printing costs from the Swiss Embassy in Berlin.
Szene 12. Bikini
Was noch fehlt ist ein Ausstellungsort. Nur so können die beiden Initianten an die Öffentlichkeit treten und Ihr Anliegen kundtun: Darauf aufmerksam machen, wie wichtig die Kinos in unserem Leben sind und wie sehr die meisten von uns darunter leiden, sich nicht mehr zu begegnen und gemeinsam für 90 Minuten oder mehr in andere Welten abdriften zu können. Gibt es einen besseren Begegnungsort? Wo sich Bekannte und Unbekannte treffen, um gemeinsam etwas zu erleben. Alle dasselbe, und doch jede und jeder für sich und anders: Ein Film im Kino, in einem dunkeln Raum, auf einer Leinwand. Erlebnis und Faszinosum zugleich. Seit 125 Jahren!
Mit einem Mal tut sich eine Tür auf! Danit telefoniert und kommt auf Umwegen zu Martin Rebholz von der Firma brands ‘n mind Innovation GmbH. Seine Firma betreibt eine grosse Ausstellungsfläche im denkmalgeschützten Bikini Haus unweit vom Berliner Zoo. Martin Rebholz ist begeistert von der Ausstellungsidee, die Fotografien der Kinos im Lockdown bei ihm zu präsentieren. Er schlägt zudem vor auch Teile der Ausstellung „Aufbruch und Umbruch“, die Arbeit über die „Jungfilmer“ zu integrieren. Da es sich vor allem auch um ein multimediale Erscheinungsbild handeln wird, also mit Filmen, Filmclips, Gesprächen, Interviews, etc. schlägt er vor, auch einen Film über Kinobesitzer, Kinobetreiber und Kinoverleiher zu produzieren. Diese sollen von ihren Nöten und Hoffnungen berichten. Zur Zeit läuft die Produktion auf Hochtouren. Ein Grossteil der Fotografien vom Kino Lockdown und den Filmern hängt bereits, auch erste Filmclips werden bereits auf den über 20 Monitoren getestet. Der Sohn von Martin Rebholz, Fabian, ist für diesen Bereich zuständig. Tim Budig für organisatorische und technische Belange. Wann jedoch die Ausstellung eröffnet wird, das steht in den Sternen. Wir werden berichten, und glauben an das Kino!
Scene 12. Bikini Only thing missing was an exhibition venue, showing photography, films, objects, posters etc. etc. in order to illustrate the importance of cinema. Where friends and strangers join into an experience, a place to meet and to drift off together into other worlds for a period of time. Watching a movie in the cinema, in a dark room, on a screen – a fascinating journey again and again. All of a sudden a door opens! Danit meets with Martin Rebholz from the company brands ‘n mind. His company operates a large exhibition space in the BIKINI BERLIN. Martin Rebholz is enthusiastic about our project. He also proposes to integrate parts of the exhibition “Aufbruch und Umbruch”, the work about the New German Cinema. At the moment the production is in full swing. The exhibit at BIKINI BERLIN opens on August 20th!
DIE PLAKATE
Vertikal, oben nach unten: Klick Kino, b-ware! Ladenkino, Delphi Filmpalast, Zeughauskino, Zoo Palast, Cinema Paris, Zoo Palast. Horizontal, links nach rechts, oben nach unten: CineStar Tegel, Brotfabrik, Babylon, Intimes Kino, Delphi Filmpalast, Filmmuseum Potsdam, Kino International, Kino Union, City Kino, Kino im Russischen Haus, Kino Kiste, Kino im Kulturhaus, Cinestar Tegel, b-ware! Ladenkino.
Vertikal, oben nach unten: Kino Casablanca, Zeiss-Grossplanetarium, Kino Toni, Moviemento. Horizontal, links nach rechts: Bali Kino, Colosseum, Kino Central, Zeughauskino, Filmrauschpalast.
Vertikal, oben nach unten, links: Adria Filmtheater, Filmkunst 66, Titania, Filmmuseum Potsdam, Intimes Kino. Rechts: Babylon, Hackesche Höfe Kino, FSK Kino, UCI LUXE Mercedes Platz, Regenbogenkino. Horizontal, links nach rechts: Kino in der Königsstadt, Acud Kino, Z-Inema, Kino Spreehöfe, Blauer Stern.
Vertikal, oben nach unten, links: Klick Kino. Rechts: Bundesplatz-Kino, Krokodil, Kino Toni. Horizontal, links nach rechts, oben: Kino Union, Il Kino, Eva Lichtspiele, Brotfabrik Kino. Mitte: Eva Lichtspiele, Arsenal,Bundesplatz-Kino, FSK Kino. Unten: Kino Union, Lichtblick Kino, Arsenal, Kino Toni, Lichtblick Kino.
Vertikal, links: Astor Filmlounge. Vertikal, rechts: Zoo Palast.
Vertikal, oben nach unten, links: Kino International, Passage, Babylon Kreuzberg, Yorck, Odeon, Kant Kino, Delphi Lux. Rechts: Filmtheater am Friedrichshain, Delphi Filmpalast am Zoo, Neues Off, Blauer Stern, Capitol Dahlem, Cinema Paris, Rollberg Kino.
Vertikal, oben nach unten, links: Klick Kino, B-Ware Ladenkino. Rechts: Delphi Filmpalast, Cinema Paris, Zoo Palast. Horizontal, links nach rechts, oben: Cinestar Tegel, Brotfabrik Kino, Babylon,Intimes Kino. Mitte: Delphi Filmpalast, Filmmuseum Potsdam, Kino International, Kino Union, City Kino. Unten: Filmtheater im Russischen Haus, Kino Kiste, Kino im Kulturhaus Spandau, B-Ware Ladenkino.